Als ich am nächsten Morgen gegen 5.45 Uhr vom wunderschönen Sonnenaufgangsgesang der Fischer geweckt werde, interpretiere ich es als Lockruf der ungezähmten Welt da draußen und beschließe, eine kleine Wanderung zu wagen. Das ist für die Gäste absolut nicht vorgesehen, denn hier gibt es nichts außer weit abgelegenem ostafrikanischem Hinterland. Aber ich gehe einfach mal drauflos.

Die Obst- und Nussverkäuferin an der Ecke Okodan Road und Klannaa Street ist am Sonntagvormittag nicht da. Da geht sie in die Kirche. Oder in eine der zahlreichen anderen Örtlichkeiten, in denen in Accras Vorort Osu an diesem Sonntagvormittag Gottesdienste gefeiert werden. Das kann ein Innenhof hinter einer Mauer sein, ein größerer Gemeindesaal oder einfach ein Zelt. Mehr als 70 Prozent der Bevölkerung sind christlich, überall wird gesungen. Nicht besonders harmonisch, aber mit Inbrunst: „Allolo, allolo, …“

Die Famous Gold Watch Audiovisual Studios in Berlin-Weißensee sind ein solcher Herzensort für jede*n, der oder die Indie und Alternative Musik mag, dass man eigentlich nicht darüber schreiben sollte. Denn immer, wenn zu viele Menschen von etwas Großartigem wissen, zerstören sie es. Andererseits ist die Geschichte des märchenhaften Musikkellers zu schön, um nicht erzählt zu werden.